„Neue Nachhaltigkeitsinfrastrukturen – Digitale Luftqualitätsmessung für ein umweltsensitives Verkehrsmanagement“ veröffentlicht
Zum diesjährigen Digital-Gipfel veröffentlicht die Plattform ein Dokument zum Thema „Neue Nachhaltigkeitsinfrastrukturen – Digitale Luftqualitätsmessung für ein umweltsensitives Verkehrsmanagement“.
Die Bezeichnung „Digitale Infrastrukturen“ wird gemeinhin als Oberbegriff für Netze, Rechenzentren und Endgeräte verwendet, die als technische Grundeinrichtungen der Digitalisierung erforderlich sind. Sie sind ihrer technischen Ausprägung und Nutzung nach zumeist anwendungsunabhängig. Das heißt, sie können für gänzlich unterschiedliche Zwecke genutzt werden. Im Zuge der Entwicklung digitaler Lösungen für mehr Nachhaltigkeit entsteht darauf aufbauend eine neue Klasse digitaler Infrastrukturen, welche dedizierten Nachhaltigkeitszielen dienen. Diese können daher als „digitale Nachhaltigkeitsinfrastrukturen“ bezeichnet werden.
Die bekannteste derartige Nachhaltigkeitsinfrastruktur ist die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Diese baut zwar auf bestehenden Energie- und Telekommunikationsnetzen auf, erfordert jedoch den umfangreichen und breitflächigen Neuaufbau von Hard- und Softwarekomponenten zu einem neuen Gesamtsystem. Gemeinsam haben die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und viele andere Nachhaltigkeitsinfrastrukturen, dass die erhobenen und verarbeiteten Statusdaten (z. B. Verkehrslage, Energieverbräuche, Luftqualität) einen ausgeprägten Raumbezug aufweisen (Geodaten). Aufgrund ihrer Struktur, Semantik und Topologie stellen sie besondere Anforderungen an Datenmanagement, -analyse und -visualisierung.
In ähnlicher Weise macht die flächendeckende Messung der Luftqualität als Grundlage eines umweltsensitiven Verkehrsmanagements den Aufbau eines gänzlich neuen digital vernetzen Sensornetzes, inklusive neuer Hardwareund Softwarekomponenten, Schnittstellen und cloudbasiertem Backend, erforderlich. Die Plattform Digitale Netze und Mobilität hat hierzu ein Multi-Stakeholder-Projekt initiiert, dessen erstes Ergebnis die hier vorliegende Publikation zum Digital-Gipfel 2020 konstituiert.
Der Aufbau solcher neuer Nachhaltigkeitsinfrastrukturen erfordert oft auch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen bislang getrennt agierenden Stakeholdern sowie ein besonderes Augenmerk auf der Umsetzung einer konsequenten Standardisierungsstrategie. Hinzu kommen ggf. gesetzgeberische Maßnahmen zur Ausgestaltung passender rechtlicher Rahmenbedingungen, monetäre Maßnahmen zur Förderung/Finanzierung sowie strategische und koordinierende Maßnahmen für einen flächendeckenden Aufbau und Multi-Stakeholder-Prozesse.
Durchaus differenziert muss betrachtet werden, ob der Aufbau der neuen Nachhaltigkeitsinfrastrukturen durch die öffentliche Hand oder privatwirtschaftlich erfolgen sollte. Wo immer eine bedarfsgerechte Versorgung marktgetrieben möglich ist, sollte dies durch die freien Kräfte der Wirtschaft erfolgen. Dort, wo dies nicht möglich ist, bzw. wo der Aufbau und Betrieb als hoheitliche Aufgabe einzuordnen ist, sind öffentliche Auftraggeber gefordert. Unabhängig davon, ob privatwirtschaftlich oder öffentlich realisiert, ist grundsätzlich dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit Rechnung zu tragen und Investitions- und Planungssicherheit eine wesentliche Voraussetzung.